Mach’s einfach selbst – DIY Lederwaren aus München

30 Mär Mach’s einfach selbst – DIY Lederwaren aus München

München, letzter Samstag im März, strahlender Sonnenschein. Was gibt es da schöneres, als nach einer anstrengenden Woche und einer durchtanzten Nacht gemütlich am Gärtnerplatz im Gras zu sitzen und nette Gesellschaft zu haben?

Nicht sehr viel, fanden zumindest Julio und ich und so wurde unser Interview fast wörtlich zum einem „walk  in the park“.

Lederwaren aus München für München – auf der New Heritage

Julio, das ist der Gründer und Kopf hinter einem ganz besonderen Münchner Schätzchen, nämlich der Lederwarenmanufaktur Sueco, die auch am kommenden Wochenende auf der New Heritage ausstellen wird.
Wie so oft ist die Gründung 2013 einem kleinen Zufall zu verdanken: Ein Freund wollte seiner Freundin zu Weihnachten eine Tasche schenken, fand aber partout nichts, was in Sachen Preis-Leistungsverhältnis und Stil den Vorstellungen entsprach. Also entschied er sich, selbst eine Tasche zu nähen. Das war für Julio die Inspiration: ein kleines Taschenlabel, das DIY-Kits herstellt, damit man sich seine Tasche selbst nähen kann!

Was dann folgte, ist eine klassische Gründung mit allen Höhen und Tiefen: Julio, damals noch mitten im Wirtschaftsinformatik-Studium, war von der Idee so überzeugt, dass er beschloss, den Bachelor nicht fertig zu machen, sondern mit aller Kraft seine Vision zu verwirklichen. Zwei Mitstreiter hatte er in Stunde Null, einer schied aber gleich zu Beginn auf Grund mangelnder Risikobereitschaft freiwillig aus, der andere war zwar noch länger an Bord, aber nicht in gleichem Maß engagiert wie Julio. Also trennten sich auch hier die Wege.

Klassische Handwerk meets modernste Lasertechnologie

Doch die Idee war gut. So gut, dass bald durch einen glücklichen Zufall im Freundeskreis ein Investor gefunden wurde und es mit Sueco weiter ging. Und damit auch mit Trial and Error.
DIY fand Anklang, aber die Ergebnisse, die Julio von Kunden gezeigt bekam, sorgten zwar bei selbigen für kleine Erfolgserlebnisse, entsprachen aber nicht seinem Anspruch. Zudem war es gar nicht so leicht, eine Zielgruppe zu erreichen, die mehr als nur Schnittmuster für Stofftaschen um die 20€ wollte und keine Scheu vor der Verarbeitung von dickem Leder hat.

Doch auch dafür gab es eine Lösung: ein Laser! Als der 2015 angeschafft wurde, begann für Sueco eine neue Zeitrechnung und das Konzept war noch klarer: die Verbindung klassischer Handwerkskunst mit moderner Lasertechnologie.

Die DIY-Kits erreichten ein neues Level und die Ergebnisse entsprachen endlich den Vorstellungen. Aber damit nicht genug: Alle Produkte konnten jetzt ganz individuell angepasst und graviert werden und Sueco wurde auf einmal auch als Produzent interessant: Wer heute in die Goldene Bar geht, wird nicht umhin kommen, die schicken Barkarten zu bewundern und sich über das angenehme Gefühl in der Hand zu freuen… Nun ratet mal woher die stammen? Richtig, sie kommen direkt aus München!

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Begeisterung ist ansteckend – und Motivation

Wenn Julio einem so über sein Unternehmen erzählt, dann leuchten seine Augen in der Münchner Sonne. Voller Stolz berichtet er, dass er mittlerweile eine feste Angestellte hat und letztens sogar die erste Produktion raus ging, an der er nicht mehr selbst mitarbeiten musste (oder durfte).

Eine Begeisterung, die ansteckt. Man kann sich also nicht verkneifen zu fragen, wie er es geschafft hat, sich mittlerweile vier Jahre immer wieder zu motivieren. Immer wieder Lösungen für Probleme zu finden, von denen er gar nicht dachte, dass es sie gibt?
Er hat eine Vision sagt er dazu. Er weiß genau, wie sein Unternehmen aussehen soll, was die Idee für ein Potential hat und wo er hin will. So lang er das nicht erreicht hat, gibt er nicht auf. Er will wissen, ob seine Vision funktioniert. Sollte er sie eines Tages verwirklicht haben und merken: „OK Mist, es klappt doch nicht…“, dann kann er immer noch hinschmeißen. Bevor das der Fall ist, ist Aufgeben keine Option.

Lean-Start-Up vs. Masterplan

Wenn man ihn dann noch fragt, was denn seine Strategie ist, kommt die nächste überraschende Antwort: so wirklich gibt es die nicht. Er ist ein großer Verfechter des Lean-Start-Up-Models, also mit einer neuen Idee so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit zu gehen, um direkt Feedback einzuholen. Klar, dass das Produkt zu dem Zeitpunkt noch nicht perfekt ist, aber durch die Rückmeldungen kann es sofort und im frühen Stadium angepasst und verbessert werden. Man verliert keine Zeit, entwickelt sich nicht am Kunden vorbei in die falsche Richtung und erreicht Perfektion eher, als wenn man im stillen Kämmerchen vor sich hin arbeitet.

Vor Kritik darf man sich mit so einem Prinzip nicht fürchten. Und ein akribisch durchgetakteter Masterplan passt auch nicht ganz ins Bild. Dafür eröffnet einem so eine Flexibilität ganz neue Türen und das ist für Sueco eine echte Bereicherung.

Im Bett ist’s am schönsten

Zum Schluss habe ich es mir nicht nehmen lassen, noch eine Frage zu München zu stellen. Ich wollte von Julio wissen, wo er sich denn am besten entspannen kann. Da musste er laut lachen und meinte „in meinem Bett!“. Als ich dann sagte, „Gut, dein Bett steht ja in München, lasse ich gelten. Aber kann ich die Leser denn dahin einladen?“, lachte er noch mehr und sagte: „Ja, mach mal!“.

Muss man mir nicht zweimal sagen! Also liebe Leute, auf geht’s, nächstes Wochenende zur New Heritage, da stellt Sueco aus und hält auch Workshops ab. Nutzt die Möglichkeit, sprecht mit Julio und vergesst nicht, ihn nach einem Platz in seinem Bett zu fragen. Er hat es ausdrücklich erlaubt 😉

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